Von Sonntag, 7. September 2025 bis Mittwoch, 10. September 2025 findet der 42. Kongress für Moraltheologie und Sozialethik im Bildungshaus Schloss Puchberg bei Wels statt.
Seit Beginn des dritten Jahrtausends haben Gefühle in den Geisteswissenschaften neue Aufmerksamkeit gefunden. Diese geht so weit, dass man mittlerweile von einem „affective turn“ spricht. Allerdings ist diese methodische Wende von der theologischen Ethik bislang nur ansatzweise aufgegriffen worden. Dabei verspricht eine größere Sensibilität für die Gefühle fruchtbare Weiterentwicklungen der Moraltheologie wie der Sozialethik. Evolutionsbiologie, Verhaltensforschung und Neurowissenschaften präsentieren vertiefte Einsichten in Entstehung, Funktion und (Zweck-)Rationalität von Gefühlen, insbesondere für sozial lebende Wesen wie den Menschen. Doch obgleich nahezu alle universalistischen Ethiktheorien der Gegenwart bestimmte Gefühle als grundlegend voraussetzen (etwa einen Gerechtigkeitssinn oder ein Gerechtigkeitsgefühl), werden sie wenig reflektiert. Diese Beobachtung wiegt umso schwerer, als Gefühle große Bedeutung für die Strukturierung von Staat und Gesellschaft wie für die Gestaltung persönlicher Beziehungen haben, weil sie in besonderem Maße integrierend aber auch spaltend, anerkennend aber auch missachtend wirken können. Gefühle wie Scham und Empörung, Trauer und Liebe, Angst und Empathie stellen somit einen wichtigen Baustein für die ethische Theoriebildung dar. Der Kongress möchte daher sowohl eine kritische Aufklärung der Gefühle durch die Ethik als auch eine kritische Aufklärung der Ethik durch die Gefühle leisten. Die Schärfung des begrifflichen und methodischen Bewusstseins von Moraltheologie und Sozialethik soll dadurch vorangetrieben und das Spannungsfeld zwischen Rationalismus und Emotivismus genauer vermessen werden. Auf dieser Grundlage lässt sich die Hermeneutik ethischer Ansprüche differenzierter und vielschichtiger darstellen.
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