Ethik und Gesellschaftslehre: Viele Perspektiven und Handlungsfelder
In Ethik und Gesellschaftslehre (Christliche Sozialethik) stehen grundlegende Fragen im Mittelpunkt, die sich auf Gerechtigkeit, Solidarität und das Wohl aller in einer Gesellschaft lebenden Individuen, aber auch auf die Mit- und Umwelt beziehen. Ein zentrales Anliegen ist es, gesellschaftliche Strukturen, soziale Institutionen und Ordnungen ethisch zu reflektieren. Dabei wird in erster Linie die Frage nach Gerechtigkeit adressiert. Genügen die vorhandenen Strukturen und Institutionen also den Anforderungen die aus Sicht der Gerechtigkeit notwendig erscheinen? Zudem bedient sich die Ethik und Gesellschaftslehre für ihre ethische Beurteilung sogenannter Sozialprinzipien:
Personalität, Solidarität, Subsidiarität, Gemeinwohl und Nachhaltigkeit stellen die zentralen Prinzipien dieses offenen Kanons dar. Dimensionen sozialer Gerechtigkeit spielen dabei ebenso eine wichtige Rolle, wie die dem Solidaritätsprinzip oftmals als „Solidaritätsaxiom“ beigestellte Option für die Armen. Als Sozialethik liegt ihr Fokus besonders auf der Frage, wie Gesellschaften organisiert sind, wie Ressourcen verteilt werden und welche moralischen Prinzipien in sozialen Interaktionen gelten sollten. Die Sozialethik geht über individuelles Handeln hinaus und betrachtet die ethischen Dimensionen kollektiver Entscheidungen und Strukturen – im Mittelpunkt steht dabei in erster Linie der Mensch.
Ethik und Gesellschaftslehre stellt einen facettenreichen Forschungsbereich dar, der die komplexen Wechselwirkungen zwischen ethischen Prinzipien und gesellschaftlichen Strukturen untersucht. Dieses interdisziplinäre Feld bezieht sich auf eine Vielzahl von Themen, die von grundlegenden ethischen Fragestellungen über politische Philosophie bis hin zu sozialen Gerechtigkeitsdebatten reichen.
Profil des Instituts: Ethik & Digitale Transformation
Die digitale Transformation ist für unser Institut sowohl in Forschung als auch in Lehre profilbildend. Wir verstehen den digitalen Wandel nicht als eine hereinbrechende Naturgewalt, sondern als eine menschengemachte und damit gestaltbare – zugegeben epochale – Herausforderung. Eine Herausforderung, die es auf verschiedensten Ebenen und in den unterschiedlichsten Handlungsfeldern ethisch zu reflektieren gilt. Ethik der Digitalisierung bezieht sich auf die moralischen Prinzipien und Werte, die im Kontext der umfassenden Veränderungen durch digitale Technologien und Innovationen relevant sind. Wir untersuchen den tiefgreifenden Wandel in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur, der durch den vermehrten Einsatz von digitalen Technologien (insbesondere durch KI und sozio-technische Systeme) vorangetrieben wird und beschäftigen uns in diesem Zusammenhang besonders mit den Fragen nach einem sozialverträglich und vor allem menschenwürdig gestalteten digitalen Wandel.
Dieses interdisziplinäre Forschungsfeld prägt unsere Arbeit in sehr umfassender Weise. So bringen wir etwa unsere ethische Kompetenz im Austausch mit den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften sowie der Psychologie als Teil des universitären Profilbereichs „Smart Regulation“ aktiv auf vielfältige Weise ein. Daneben sind wir aktuell an verschiedenen nationalen und internationalen Projektkonsortien beteiligt. Wir forschen gemeinsam an den „heißen Eisen“ der digitalen Transformation und stellen uns dabei vor allem eine zentrale Frage: Wie bleibt der Mensch im Mittelpunkt?
Weitere thematische Handlungsfelder
Neben dieser profilbildenden Forschung im Bereich Digitalisierung beschäftigen wir uns in Forschung und Lehre auch mit weiteren Handlungsfeldern und Bereichen der Angewandten Ethik. Es sind dies vor allem Sportethik (insbesondere Fußball), Tierethik sowie Organisations- und Werteethik.
Wir setzen uns dafür ein, verantwortungsvolle Forschung zu betreiben, die ethische Fragestellungen in verschiedenen Lebensbereichen anspricht und zur Entwicklung und Förderung institutioneller sowie struktureller Ermöglichungsbedingungen eines guten Lebens für alle beiträgt. Unsere Forschungsaktivitäten sind dabei in ein nationales und internationales Netzwerk eingebunden, das sich unter anderem über ARQUS – ein bedeutender Verbund europäischer Universitäten – erstreckt. Daneben initiieren wir gerade Forschungskooperationen im Bereich Big Data und KI mit Kolleg:innen aus Süd-Osteuropa. Auf diese Weise kann auch der Austausch des wissenschaftlichen Personals sowie der Studierenden durch Forschungs- und Studienaufenthalte vorangetrieben werden.